, Adamczyk Ansgar

Regattabericht der O’pen Skiff Weltmeisterschaft

O'pen Skiff Weltmeisterschaft vom 17.-21. Juli 2023 in Rimini (ITA)

Das Abenteuer Weltmeisterschaft begann bereits mit der Anreise. Zum Ferienbeginn von halb Europa mit einem Bootsanhänger über den Gotthard bei 34 Grad im (nicht vorhandenen) Schatten nach Rimini zu fahren, war schon die erste grosse Herausforderung. Staus ohne Ende und Tankstellen ohne Benzin. Nach über 10 Stunden kamen wir am Samstagnachmittag sprichwörtlich gerädert zur Registrierung und Vermessung in Rimini an. 

Am Sonntag ging es für Maximilian Magenau als einzigem Vertreter des Yacht Clubs Zug bereits ins Practice Race. Am Start waren gestaffelt alle drei Kategorien: U12*, U15* und U17*. Als erstes wurde Maximilian mit den U12 auf einen speziellen Kurs geschickt, welcher am Schluss einen langen Halbwindkurs entlang der Strandpromenade vorsah (Werbung für die WM). Bei gut drei Beaufort und anspruchsvollen Wellen konnte sich Maximilian mit einem ca. 10 Platz (keine offizielle Rangliste) im Feld der 55 U12 Segler gut behaupten. 

Umso grösser war die Endtäuschung am ersten offiziellen Regattatag. Bei etwa vergleichbaren Bedingungen hatte er praktisch in jedem Lauf unerklärliches Pech (Baum an die Stirne, Kenterungen bei Halsen und Wenden, Bootsberührungen mit Strafdrehungen). Der Frust war gross und wenn es so weitergegangen wäre, wäre das wohl seine letzte Regatta gewesen. Leider haben wir Trainer (Ansgar Adamczyk vom YCZ und Roman Christ vom OSVV) erst nach den vier Läufen gemerkt, dass das Ruderblatt nicht vollständig abgesenkt und das Boot dadurch in den kurzen und steilen Wellen bei den Manövern kaum noch kontrollierbar war. 

Der nächste Tag begann dann mit einem versöhnlichen 13. Platz und zwei Läufen, in denen er mindestens zwischenzeitlich ganz gut mithalten konnte (46., 43.), was der Stimmung und Motivation sehr zuträglich war. Es kam wieder etwas Hoffnung auf. 

Am Mittwoch gab es bei schwachem Wind zwar keinen Spitzenplatz, doch konnte Maximilian immer mehr von unseren Tipps umsetzen und näherte sich mit den Plätzen 39 und 33 immer mehr der Feldmitte. Nachdem die davor startenden U17 (die U15 segelten auf einer eigenen Regattabahn) einen Frühstart nach dem anderen produziert hatten, wurden deren Starts unter Black Flag durchgeführt, was jeweils zur Disqualifikation eines Drittels des Feldes geführt hat. So konnten die U12 von aussen die einschneidenden Auswirkungen der Black Flag studieren. Diese Erfahrung sollte ihnen zugutekommen, wurden doch ab Donnerstag auch die Starts der U12 nur noch unter Black Flag durchgeführt. 

Am Donnerstag wurden die Starts immer besser und auch Vorwind konnte Maximilian immer aktiver (regelkonform) mit den Wellen arbeiten und belegte die Plätze 28, 17, 36 und 16. Durch den schlechten ersten Tag waren leider schon so viele Punkte auf seinem Konto, dass die immer besser werdenden Plätze nicht mehr viel am Gesamtergebnis verändert haben. 

Seit der Anreise gab es bei unerträglich feuchter Hitze jeden Tag thermischen Wind, welcher sich im Verlaufe des Nachmittags aufgebaut und wie im Lehrbuch mit der Sonne nach rechts gedreht hat und dabei an Stärke zunahm. In der Nacht auf Freitag zogen aber Gewitterwolken auf und der Wind wehte ziemlich kräftig ablandig. Da die Wettfahrtleitung nicht sicher war, ob der Wind für die U12 nicht zu stark werden könnte, durften diese erst mit einer grossen Verzögerung aufs Wasser. Aufgrund der guten Ergebnisse des Vortages nahm Maximilian seinen ganzen Mut zusammen und hat beim links bevorzugten Ende einen Traumstart hingelegt. Sauber weggekommen, frühzeitig gewendet und Mitte Startkreuz auf einer aussichtsreichen Spitzenposition. Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf. Der ablandige Wind stellte schrittweise ab und machte langsam, aber sicher den ersten Anzeichen der auflandigen Thermik Platz. Das ganze Feld wurde mehrfach komplett auf den Kopf gestellt. Am Schluss musste Maximilian froh sein, dass er überhaupt noch innerhalb des strengen Zeitlimits ins Ziel gekommen ist. Typisch für diesen Lauf waren die Plätze 4-9, welche sich als Knäuel der Zielboje genähert haben und sich nur noch ein/zwei Meter vor der Ziellinie befanden, von der schwachen Strömung aber wieder etliche Meter von der Startlinie weggetrieben wurden und erst einige Minuten später mit einem kurzen Hauch Thermik die Ziellinie überqueren konnten. 

Gewonnen wurde die Kategorie U12 vom unglaublich stark segelnden Ukrainer Sviatoslav Yasnolobov, welcher seit Kriegsausbruch in Italien lebt. Dieser konnte praktisch jeden Lauf gewinnen, selbst den letzten Lotterie-Lauf und das meist mit einem deutlichen Vorsprung. Er holte sich den Titel nach 14 Läufen mit beeindruckenden 16 Punkten und den Streichresultaten 2 und 7. Der Vorsprung auf den zweitplatzierten Polen Jan Waskiewicz betrug 64 Punkte. Der Applaus bei der Preisverleihung war aber wohl nicht nur aufgrund seiner hervorragenden Leistung ausserordentlich lautstark und kaum enden wollend. 

Bei den U12 startete von den Schweizern noch Gian Christ vom OSVV (Biel) und platzierte sich mit dem 44. Schlussrang genau einen Platz vor Maximilian. 

Im eigentlichen Hauptfeld der U15 waren insgesamt 163 SeglerInnen am Start. Die Schweizer (Bieler) belegten im Gold Fleet den hervorragenden Platz 27 (Océane Affolter) und im Silver Fleet die Plätze 5 (Neela Chassot), 35 Nolan Genzoni und 52 (Etienne Schaad). Weltmeister bei den U15 wurde Ewan Brazle aus Neuseeland. 

Bei den U17 segelten die Schweizer unter 64 Teilnehmern auf die Plätze 50 (Luca Schaad), 54 (Elie Berthoud), 56 (Noée Berthoud) und 64 (Céline Knuchel). Weltmeister bei den U17 wurde Niccolo Giomarelli aus Italien. 

Insgesamt war die Weltmeisterschaft ein wertvolles und lehrreiches Erlebnis. Die WM hat in Maximilian die Begeisterung für den gnadenlosen, aber faszinierenden internationalen Regattasport und das anspruchsvolle Segeln auf dem Meer geweckt. Nach dem ersten Tag hätte auch das Gegenteil eintreten können. Auch die Stimmung unter den Schweizern und zwischen den 14 Nationen war ausgezeichnet und wurde nur leicht von den sich leider sehr unfair, unkollegial und unsportlich verhaltenden Gastgebern getrübt. 

Ansgar Adamczyk 

*U12 = unter 12 Jahre alt, U15 = unter 15 Jahre alt, U17 = unter 17 Jahre alt